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Interviews mit Berufstätigen: Marktforschung / Produktmarketing

Welche Berufe kann man nach einem Studium der Psychologie eigentlich ergreifen? Wo sind Berufsfelder und wie sehen einzelne Tätigkeiten und Aufgabenbereiche von Psychologen aus? Wir bringen mit Hilfe von Studienabsolventen Licht ins Dunkel.

Im nachfolgenden Interview berichtet Michael B., Leiter im Bereich Marktforschung und Leiter Produktmarketing, von seinem Beruf, der sich im Laufe der Jahre stetig gewandelt hat. Begonnen hat er als Werbewirkungsforscher und zählte als Psychologe unter lauter BWLern eher zu den Quereinsteigern. Mittlerweile hat er eine steile Karriere hingelegt und ist aufgestiegen zur Führungskraft und Mitglied des Management Boards. Im Interview gibt er spannende Einblicke in seinen Job.

Produktmarketer

Michael B.

Psychologie an der Universität Koblenz-Landau

Leiter Marktforschung / Leiter Productmarketing

Produktmarketer
Produktmarketer
Lieber Michael B., Sie haben Psychologie an der Uni Koblenz-Landau studiert. Weshalb haben Sie das Studium und die damit verbundenen Berufsmöglichkeiten gereizt?

Die Faszination Mensch war für mich ursächlich für die Entscheidung zum Psychologiestudium. Dabei hatte ich zum Zeitpunkt der Entscheidung nur recht vage Vorstellungen darüber, welche Richtung ich einschlagen werde bzw. worauf ich mich spezialisieren würde. So kamen sowohl das Feld Medienpsychologie als auch die klinische Psychologie oder auch die Forensik in Frage. Ein konkretes Berufsbild hatte ich dabei nicht im Kopf. Letztlich habe ich mich aber für die Medienpsychologie entschieden und damit für die Frage, wie und warum Menschen Medien und Werbung nutzen.

Heute arbeiten Sie als Leiter Marktforschung / Leiter Productmarketing Target Group Planning. Was können wir uns unter Ihrem Beruf vorstellen?

Trotz der tollsten Ausbildung kann man eines nicht in Lehrbüchern lernen: Erfahrung, sowohl positive als auch negative.

Mein Aufgaben- und Tätigkeitsfeld hat sich im Laufe meines beruflichen Werdegangs ziemlich gewandelt. Zunächst begann ich als Werbewirkungsforscher bei der Mediagruppe München, dem Werbezeitenvermarkter von ProSieben und kabeleins (heute 71Media). Manche werden sich fragen, was das mit Psychologie zu tun hat und in der Tat wurde ich von einigen Kollegen, die eher BWL, VWL oder Kommunikationswissenschaft studiert haben, als Quereinsteiger wahrgenommen. Aber nur deshalb, weil sie mich in die Psychologie-Schublade gesteckt haben und die ist gemeinhin eng mit dem Aufgabengebiet der klinischen Psychologie verbunden. Ich habe Medienpsychologie als Schwerpunkt und Vertiefungsfach gewählt und frühzeitig alle meine Praktika und HiWi-Jobs darauf ausgerichtet.

Mich hat immer fasziniert, wie und warum Menschen Medien nutzen und wie zwiegespalten sie der Werbung gegenübertreten. Kaum einer gibt zu, dass er aufgrund von Werbung hin und wieder auch Produkte kauft, weil Werbung sozial unerwünscht ist.

Als Psychologe muss man mit negativen Reaktionen seines Umfelds rechnen, wenn man in der Werbung tätig ist. Aber wirklich unangenehme Situationen habe ich nie erlebt. Mein ursprüngliches Aufgabenfeld umfasste die Durchführung von Marktforschungsstudien zum Nachweis der Werbewirkung von TV-Werbung. Dazu das Erstellen von Marketing- und Sales-Unterlagen im Sinne von Verkaufsargumentationen. Aus der Psychologie konnte ich meine Statistik- und Methodenkenntnisse sowie die kommunikationspsychologischen und auch sozialpsychologischen Inhalte anwenden.

Darüber hinaus helfen in der freien Wirtschaft selbstverständlich die arbeits-, betriebs- und organisationspsychologischen Inhalte und Kenntnisse, um die betrieblichen Zusammenhänge oder die Prozesse und das Arbeiten in großen Organisationen zu verstehen.

Sowohl damals als heute ist das überzeugende Auftreten in Präsentationen, Vorträgen, Kundengesprächen usw. eine Kerntätigkeit meines Berufs. Im Gegensatz zu heute waren meine damaligen Aufgabenfelder sehr operativ und wenig strategisch. Heute arbeite ich als Führungskraft und Mitglied des Management Boards weitaus strategischer und „manage“ eher, als das ich operativ tätig bin. Das heißt, ich habe viele Meetings, bin in sehr viele Themen eingebunden, muss stets den Markt und die Entwicklungen im Blick haben, die Interessen meines Unternehmens in Lobby-, Gremien- und Verbandstätigkeiten vertreten, muss viele Entscheidungen unter Zeitdruck treffen, stets ein Vorbild für meine Mitarbeiter sein, sowohl die Management-Entscheidungen an meine Mitarbeiter glaubwürdig transportieren als auch in die andere Richtung die Bedürfnisse meiner Kollegen in die Entscheidungen des Management Boards einfließen lassen und nicht zuletzt eine zukunftssichernde Wachstumsstrategie für meine Bereiche erarbeiten.

Ich bin heute viel mehr als ein Marktforscher, der im Laufe seines beruflichen Werdegangs auch ein Productmanagement-Team mit klassischen Marketing-Aufgaben übernommen hat.

Lernen musste ich, dass nichts so bleibt, wie es ist, nichts stabiler ist als der Wandel, das Leben weiter geht, auch wenn man wertgeschätzte Mitarbeiter verliert und man trotz der tollsten Ausbildung eines nicht in Lehrbüchern lernen kann: Erfahrung, sowohl positive als auch negative.

Am meisten Spaß an meiner Tätigkeit habe ich, wenn wir Kunden von einer Media-Idee überzeugen konnten, die auch seine Erwartungen (über-)erfüllt. Aber vor allem auch der Austausch mit sehr, sehr vielen Menschen und Branchen, neuen und alten Themen, immer wieder innovativen sowie kreativen Medien- und Werbeideen, empfinde ich als hohes Gut meines Jobs.

Negativ ist, dass die Medien- und Werbebranche immer automatisierter wird. Wenn wir den Maschinen die Steuerung überlassen verlieren wir Menschen unsere Ideen, unseren Spirit, die tollen Kreationen, das Ungewöhnliche, schlicht die Differenzierung. Gerade in der Digitalisierung der Medien erleben wir aktuell eine sehr stark auf technologische Effizienz getrimmte Entwicklung, die zu Kostenersparnis und damit aber auch zu Wertverlust auf Seiten derjenigen führt, die Medieninhalte oder Dienste bieten, was sich mittelfristig auf die Qualität der Inhalte sowie die Arbeitsplätze auswirken wird.

Wie und weshalb haben Sie sich für dieses Berufsfeld entschieden?

An der Universität Landau konnte man zu meiner Zeit ab dem Hauptdiplom Medien- und Kommunikationspsychologie als Schwerpunktfach studieren. Dies habe ich getan und über Freunde und Kommilitonen schnell einen HiWi-Job im Institut für Kommunikationspsychologie und Medienpädagogik bekommen. Damit fing alles an. Dem Institut und meinem damaligen Mentor Dr. Uli Gleich bin ich bis zum Schluss treu geblieben, habe meine Diplom-Arbeit im Bereich Medienpsychologie geschrieben, beim ZDF und DSF (heute Sport 1) Praktika in der Medienforschung gemacht und schließlich beim Fernsehen eingestiegen. Im Übrigen vermittelt über einen Kollegen, den ich während meines Praktikums beim DSF kennengelernt hatte.

Wenn jemand den gleichen Karriereweg wie Sie einschlagen möchte – was würden Sie ihm / ihr raten?

Die größten Einstiegschancen ergeben sich, wenn ein junger Mensch seine Fähigkeiten quasi als Arbeitsprobe während des Praktikums unter Beweis gestellt hat.

Unbedingt darauf schauen, genügend relevante Praxiserfahrung, am besten über Praktika, zu gewinnen. Das heißt also auch besonderen Wert auf die Wahl des Praktikums zu legen. Die größten Einstiegschancen ergeben sich, wenn ein junger Mensch seine Fähigkeiten quasi als Arbeitsprobe während des Praktikums unter Beweis gestellt hat. Ich schätze, die Hälfte der jungen Kolleginnen und Kollegen, die ich eingestellt habe, kannte ich aus einem Praktikum, als Werksstudent oder Ähnlichem.

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