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Interviews mit Berufstätigen: Arbeitsvermittlerin & Verkehrspsychologin

Welche Berufe kann man nach einem Studium der Psychologie eigentlich ergreifen? Wo sind Berufsfelder und wie sehen einzelne Tätigkeiten und Aufgabenbereiche von Psychologen aus? Wir bringen mit Hilfe von Studienabsolventen Licht ins Dunkel.

Im nachfolgenden Interview berichtet Biljana E., Arbeitsvermittlerin und Verkehrspsychologin, von ihrem Berufsleben, in dem sie auch von schlimmen, traumatischen Erfahrungen ihrer Kunden erfährt. Nicht immer ist es einfach, dann nach Feierabend abzuschalten, aber Biljana hat einen Weg gefunden und kann sagen, dass sie jeden Tag gerne zur Arbeit geht.

Verkehrspsychologin

Biljana E.

Psychologie an der Universität Frankfurt/Main

Arbeitsvermittlerin und Verkehrspsychologin

Verkehrspsychologin
Verkehrspsychologin
Liebe Biljana, Sie haben Psychologie an der Uni Frankfurt / Main studiert. Weshalb haben Sie das Studium und die damit verbundenen Berufsmöglichkeiten gereizt?

Menschen zu helfen und sie in ihrer beruflichen oder auch privaten Entwicklung zu begleiten war, mein Hauptanliegen.

Nach dem Abitur wollte ich unbedingt einen Studiengang wählen, in dem die Arbeit mit im Mittelpunkt steht. Menschen zu helfen und sie in ihrer beruflichen oder auch privaten Entwicklung zu begleiten, war mein Hauptanliegen. Also wählte ich Psychologie, ohne mich vorher über die genauen Studieninhalte zu informieren. Mein Berufsberater vom Arbeitsamt sagte damals zu mir „Psychologie – das ist brotlose Kunst – mit Ihrem Abschluss sollten Sie Mathematik oder Informatik studieren, da liegt die Zukunft“, aber ich war fest davon überzeugt, dass Psychologie das Richtige für mich ist. Ich wusste zu Beginn des Studiums zwar noch nicht konkret, was ich dann später beruflich machen möchte, aber ich wusste, dass Psychologen in vielen Wirtschaftszweigen und Branchen zu finden waren. Das einzige was ich wusste war, ich wollte nicht in die klinische Richtung gehen. Ich ließ mich auf das Studium ein und war gespannt, was am Ende dabei herauskommen würde.

Heute arbeiten Sie unter anderem als Arbeitsvermittlerin und Verkehrspsychologin. Was können wir uns unter Ihrem Beruf vorstellen?

Ich arbeite als Arbeitsvermittlerin und betreue zurzeit ein Projekt für Arbeitssuchende, eine Art Bewerber-Center, in dem die Kunden unter fachmännischer Anleitung professionelle Bewerbungen erstellen und auf Vorstellungsgespräche vorbereitet werden. Alle drei Monate beginnt ein neuer Kurs mit neuen Teilnehmern, mit unterschiedlichen Werdegängen und dem Ziel, viele Kunden in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Arbeit ist abwechslungsreich. Es fällt natürlich wie bei jedem Amt viel Verwaltung an, das gehört zu diesem Job. Jeder Kunde kommt mit einem anderen Anliegen, man muss ein offenes Ohr haben auch für Probleme, die nicht berufsbezogen sind. Man ist sowohl Lebenscoach als auch Berufscoach und das macht den Job für mich aus.

Als freiberufliche Verkehrspsychologin bin ich viel in der Führerscheinberatung tätig. Ich berate Menschen, die ihren Führerschein verloren haben und jetzt eine medizinisch-psychologische Untersuchung beim MPI durchlaufen müssen. Neben einer allgemeinen Beratung gibt es auch Einzelcoachings und Gruppenmaßnahmen, in denen verkehrspsychologische Fragestellungen behandelt werden. Die Kunden gehen anschließend gut vorbereitet in die MPU und bestehen diese in den meisten Fällen. Ein weiterer Schwerpunkt meiner Tätigkeit als Verkehrspsychologin ist die psychologische Erstbetreuung von Unfall- und Überfallopfern. Ich berate die Kunden nach einem Überfall oder Unfall zuhause, gebe Informationen zu traumatischen Erlebnissen, erläutere ihnen typische Symptome auf körperlicher und psychischer Ebene und leiste Hilfe zur Selbsthilfe. Dieser Bereich nennt sich Akutintervention.

Es sind sehr anspruchsvolle Tätigkeiten, die viel Zeit und Wissen erfordern, man muss sich ständig weiterbilden und das Berichtswesen macht auch einen Schwerpunkt aus. Die Gespräche belasten einen natürlich oft. Man hört viele traurige Geschichten und Schicksale … anschließend muss man selbst sehen, wie man das alles verarbeitet.

Ich versuche, die Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen, insbesondere nicht, wenn Kunden und Teilnehmer mir von ihren negativen Erlebnissen und Schicksalsschlägen berichten. Manchmal bin ich nach Gesprächen so erschöpft, als ob ich einen Marathon gelaufen wäre. Ich versuche zuhause abzuschalten und meinem Sohn eine gute Mutter zu sein. Mein Mann schenkt mir manchmal sein Ohr und ich kann Dinge, die mir nicht aus dem Kopf gehen, bei ihm lassen.

Aber wie bei meinem anderen Tätigkeitsfeld steht hier auch der Mensch im Mittelpunkt. Ich helfe Menschen auf verschiedene Art und Weise und bekomme viel, was ich in die Gespräche und Beratungen stecke, von den Kunden und Teilnehmern wieder. Wenn ich sehe, dass es Menschen nach meinen Beratungen besser geht, dass Kunden in die Arbeit kommen, weil ich ihnen geholfen habe, gibt mir das Kraft und Energie für meine weitere Arbeit. Meine Arbeit ist sehr ergebnisorientiert.

Manchmal wünsche ich mir mehr Zeit, Zeit für mich und meine Familie. Was ich noch lernen muss, ist öfters auch mal „Nein“ zu sagen. Die beiden Jobs und Familie unter einen Hut zu bekommen ist nicht immer ganz einfach. Aber ich kann definitiv sagen "Ich arbeite gerne und gehe gerne zur Arbeit“.

Wie und weshalb haben Sie sich für dieses Berufsfeld entschieden?

Zur Arbeitsvermittlung bin ich über meine Tätigkeit bei einem Bildungsträger als Sozialcoach gekommen. Es gab viele Projekte in Zusammenarbeit und nach Auslaufen meines Arbeitsvertrags habe ich mich einfach dort beworben.

Das Berufsfeld der Verkehrspsychologie war mir bis vor einigen Jahren fremd. Als ich aufgrund von einer Befristung mal wieder auf Arbeitssuche war, las ich beim Hogrefe Verlag die Jobangebote und fand eine Stellenanzeige, in der Verkehrspsychologen für die MPU als Gutachter gesucht wurden. Über das MPI in Düsseldorf bin ich dann zur Schulungsabteilung gekommen und habe dort die Fortbildung zur Verkehrspsychologin gemacht.

Wenn jemand den gleichen Karriereweg wie Sie einschlagen möchte – was würden Sie ihm / ihr raten?

Jeder, der ein Psychologiestudium beginnt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass es ein naturwissenschaftliches Studium ist und bis zum Vordiplom eigentlich nur Statistik zählt.

Sehr wichtig ist, sich vorher genau über mögliche Tätigkeitsfelder für Psychologen zu informieren, insbesondere über mögliche Nischen neben den typischen Einsatzmöglichkeiten. Praktika waren für mich auch sehr hilfreich. Ich habe danach erkannt, in welchem Bereich ich nicht arbeiten möchte, aber auch welche Berufsfelder ich mir vorstellen kann. Ein Praktikum beim Verband der Unfallkassen in München hat mir interessante Einblicke in die Prävention und Gesundheitspsychologie gegeben. Der Bereich der pädagogischen Psychologie war ein Schwerpunkt während meines Studiums. Er interessierte mich sehr und ich konnte mir gut vorstellen, später auch mal als Dozentin und Coach tätig zu sein, was ich dann ja auch verwirklichen konnte.

Jeder, der ein Psychologiestudium beginnt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass es ein naturwissenschaftliches Studium ist und bis zum Vordiplom eigentlich nur Statistik zählt. Alle interessanten Fächer kommen erst dann, wenn man sich die Grundlagen erarbeitet hat. Psychologie als „Erleben und Verhalten von Menschen“ ist ein weiter Begriff und man sollte seine Schwerpunkte so wählen, dass sie einen zu interessanten Tätigkeitsfeldern führen.

Es gibt nicht den typischen Beruf für Psychologen, sondern vielfältige Möglichkeiten und Felder, in denen man sich erproben kann. Das habe ich in den letzten Jahren gelernt und bin eigentlich immer noch in meiner Erprobungsphase und offen für neue berufliche Herausforderungen.

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