Interviews mit Berufstätigen: Wissenschaftler & Professor
Nach Abschluss eines Psychologiestudiums stehen viele Berufswege offen. Die Berufsmöglichkeiten liegen in den Bereichen Wirtschaft, Gesundheit sowie Bildung & Coaching.
Für den Bildungsbereich hat sich Dr. Frank O. entschieden. Er ist Professor für Psychologie und User Experience in Osnabrück. Im Interview berichtet er von seinem Berufsalltag während und außerhalb der Vorlesungszeiten. Einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Studierenden sich weiterentwickeln, ist durchaus eine Herausforderung, aber eine, die ihm viel Spaß macht.
Wissenschaftler und Professor
Prof. Dr. Frank O.
Psychologie an der Universität Osnabrück
Professor für Psychologie und User Experience
Lieber Frank O., Sie haben Psychologie an der Uni Osnabrück studiert. Warum haben Sie sich für dieses Studienfach entschieden und was hat Sie an dem zukünftigen Berufsfeld gereizt?
Über mögliche künftige Berufsfelder hatte ich mir vor Antritt meines Studiums eigentlich kaum Gedanken gemacht. Ich habe mich für dieses Studienfach vor allem deshalb entschieden, weil es mich inhaltlich interessiert hat, wie ein so komplexes Wesen wie der Mensch funktioniert. Ich hatte auch eine Zeit lang überlegt, Medizin zu studieren, aber mein Gefühl riet mir letztlich zu Psychologie. Und bei so wichtigen Entscheidungen soll man ja bekanntlich seinem Gefühl folgen.
Nach dem Studienabschluss haben Sie sich für eine wissenschaftliche Karriere entschieden und sind im Laufe der Zeit vom Wissenschaftlichen Mitarbeiter zum Professor aufgestiegen. Zudem sind Sie Leiter des Geschäftsbereichs “Virtuelle Forschung und Lehre” an der Universität Osnabrück. Wie kann man sich Ihren heutigen Berufsalltag vorstellen?
Ich lege sehr viel Wert auf ein inhaltliches Feedback an die Studierenden, damit die Prüfungsleistung nicht nur “für die Akte” ist, sondern auch einen Lerneffekt mit sich bringt.
Meine wichtigste Aufgabe sehe ich darin, den Studierenden unseres Studiengangs “Media & Interaction Design” an der Hochschule Osnabrück die Kompetenzen zu vermitteln, die sie für ihr späteres Berufsleben brauchen. In meinen Fall geht es dabei (neben dem eigentlichen Design-Bereich sowie einer Informatik-Grundausbildung, die von Kollegen übernommen werden) vorrangig um Sach- und Methodenkenntnisse im Bereich der Mensch-Computer-Interaktion und der User Experience, vorrangig aus psychologischer Perspektive. Die Lehre ist gleichzeitig auch der Aspekt meines Berufs, der mir am meisten Freude bereitet. In Vorlesungen, Seminaren und Praktika kann ich in immer praktischer und anwendungsorientierter werdenden Modulen beobachten, wie die Studierenden sich weiterentwickeln. Dazu meinen Beitrag zu leisten, empfinde ich als große Herausforderung, aber gleichzeitig auch als große Freude, auch weil es mir das unmittelbare Gefühl vermittelt, etwas Sinnvolles zu tun.
Bevor eine Lehrveranstaltung durchgeführt werden kann, will sie aber natürlich auch vorbereitet sein. Was sind meine Lehrziele? Wie gestalte und strukturiere ich die Veranstaltung? Welche Lehrmethoden will ich einsetzen? Welches Prüfungsformat ist am geeignetsten, um die angestrebten Lernziele zu überprüfen? Hier systematisch vorzugehen, ein möglichst gutes Lehrkonzept zu entwickeln und anhand der Rückmeldungen der Studierenden systematisch immer weiter zu verbessern, macht mir ebenfalls sehr viel Spaß.
In der veranstaltungsfreien Zeit geht es zunächst um die Durchführung der Prüfungen sowie die anschließende Bewertung der Prüfungsleistungen. Ich lege sehr viel Wert auf ein inhaltliches Feedback an die Studierenden, damit die Prüfungsleistung nicht nur “für die Akte” ist, sondern auch einen Lerneffekt mit sich bringt. Das ist natürlich aufwendiger als eine reine Notenvergabe, was ich aber gerne in Kauf nehme.
Neben der Vorbereitung der Lehrveranstaltungen des jeweils nächsten Semesters habe ich dann noch Zeit und Gelegenheit, Kontakte zu Unternehmen zu knüpfen und zu pflegen. Solche Unternehmenskontakte sind für eine praxisnahe Ausbildung wichtig, da Fachhochschulen ihre Studierenden im Vergleich zu Universitäten für sehr konkrete Arbeitsmärkte ausbilden und die späteren Arbeitgeber genau diese praxisnahe Ausbildung unserer Absolventen sehr schätzen. So finden Lehrveranstaltungen oft in Kooperation mit Unternehmen statt, für Abschlussarbeiten ist dies sogar der Regelfall.
Forschung bedeutet für einen Fachhochschulprofessor grundsätzlich angewandte Forschung. Auch hierfür zahlt es sich aus, einen guten Kontakt zu Unternehmen zu haben, die den späteren Arbeitsmarkt unserer Absolventinnen und Absolventen darstellen. Für mich ist es immer wieder spannend, mit unterschiedlichen Unternehmenskulturen und Anwendungsfeldern in Berührung zu kommen und diese Erfahrungen dann auch wieder in die Lehre einfließen zu lassen.
Wie und weshalb haben Sie sich für dieses Berufsfeld entschieden?
Ich war zunächst viele Jahre an der Universität Osnabrück als wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt, bevor sich die Gelegenheit bot, mich auf meine jetzige Professur zu bewerben. Professor zu werden hatte ich nie wirklich geplant. Ich bin mir auch nicht sicher, inwieweit man das überhaupt planen kann. Gereizt hat mich vor allem die Lehre, die mir schon in meinem Studium als Tutor viel Freude bereitet hatte. Das Gefühl, Menschen etwas beizubringen und auf ihrem Lebensweg mitzugeben, ist einfach sehr befriedigend.
Wenn jemand den gleichen Karriereweg wie Sie einschlagen möchte – was würden Sie ihm / ihr raten?
Das Klischee des überheblichen und unnahbaren Professors als Vermittler vermeintlichen Geheimwissens mittels langweiliger Monologe ist veraltet. Es reicht heutzutage nicht mehr, nur Fachexperte zu sein. Es wird, gerade an Fachhochschulen, immer mehr darauf geachtet, wie die Bewerberinnen und Bewerber mit Studierenden umgehen, wie sie Inhalte und Kompetenzen vermitteln können usw.
Für eine Professur gibt es natürlich formale Vorgaben. In der Regel muss man mindestens promoviert sein, um sich auf eine Professur oder Juniorprofessur bewerben zu können. Ausnahmen hiervon gibt es vor allem in künstlerischen Fächern, in denen meist keine Promotion vorausgesetzt wird, dafür aber eben eine nachgewiesene künstlerische Qualifikation.
Für eine Professur an einer Universität muss man zusätzlich eine Habilitation oder eine vergleichbare Qualifikation nachweisen und sollte ausreichend viele wissenschaftliche Forschungsbeiträge veröffentlicht haben. An Fachhochschulen wiederum sind stattdessen mehrjährige Praxiserfahrungen in Unternehmen eine Voraussetzung. Das alles braucht natürlich seine Zeit und lässt sich nicht so leicht von vorne bis hinten durchplanen.
Wer als Psychologiestudent oder -studentin dennoch gezielt den Beruf des Professors anstrebt, sollte sein Studium von vornherein auf eine sich anschließende Promotion ausrichten und entsprechend gut abschließen. Das gelingt natürlich nur dann, wenn man eine großes wissenschaftliches Interesse an seinem Fach mitbringt.
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